Programm

Vorprogramm am Donnerstag, 19. September 2024

13:00 bis 16:15 Uhr
DBT-Adhärenz-Workshop mit PD Dr. Christian Stiglmayr (offen für alle Teilnehmer*innen, Teilnahme nur in Präsenz möglich)
16:30 bis 19:00 Uhr
DBT-Prüfungen
20:00 bis 22:00 Uhr
Mitgliederversammlung DDBT e.V.

Veranstaltungstag Freitag, 20. September 2024

ab 08:00 Uhr
Check-in
09:00 bis 9:30 Uhr
Begrüßung durch PD Dr. Christian Stiglmayr (DDBT e.V.) & Univ.-Prof. Dr. Georgios Paslakis (Ruhr-Universität Bochum)
09:30 bis 10:30 Uhr

Vortrag:

10:30 bis 11:00 Uhr
Pause
11:00 bis 12:00 Uhr

Vortrag:

  • Prof. Dr. rer. nat. Christine Heim:
    Neurobiologische Folgen von Traumatisierung im Kindesalter
    Frühe traumatische Lebenserfahrungen sind ein weit verbreiteter Risikofaktor für die Entwicklung schwerer psychischer und körperlicher Erkrankungen über die gesamte Lebensspanne sowie für eine verminderte Lebenserwartung. Ein verbessertes Verständnis der frühen Umwelteinflüsse und der biologischen und psychologischen Mechanismen, welche zu negativen gesundheitlichen Folgen von früher Traumatisierung führen, ist notwendig, um diesen Folgen entgegenzuwirken. Frau Heim diskutiert die bisherige Forschung, welche zunehmend Einblicke in die Mechanismen gewährt. Sie spricht über Prozesse der biologischen Einbettung von frühen traumatischen Lebenserfahrungen und verbindet molekulare, neuronale, physiologische, emotionale und kognitive Prozesse, die zusammen zur langfristigen Entwicklungsprogrammierung negativer gesundheitlicher Folgen führen. Dabei geht sie insbesondere darauf ein, inwieweit spezifische neurobiologische Folgen nach verschiedenen Formen der Misshandlung bekannt sind und diskutiert Folgen emotionaler Misshandlung bei Kindern. Diese Ergebnisse können den Weg zu einer verbesserten Konzeptualisierung psychischer Störungen ebnen, welche entwicklungsbezogene Mechanismen über diagnostische Grenzen hinweg berücksichtigt und innovative und zielgerichtete Interventionen zur Verhinderung der negativen Gesundheitsfolgen ermöglicht.
12:00 bis 13:15 Uhr
Mittagspause inkl. Posterbesichtigung für Innovationspreis
13:15 bis 13:45 Uhr

Vortrag:

  • Dr. Wolfdieter Scheinecker, MBA und M.Sc. Sophia Schmalbrock:
    Teamleader*innen Consultation Team – Vorstellung, Erfahrungen, how to do
    Die Besonderheit am Teamleader*innen Consultation Team ist, dass anstatt der Patient*innen die DBT-Teams das zentrale Thema sind. Es dient damit ebenso wie das gewohnte Consultation Team der gegenseitigen Unterstützung, Therapieadhärenz und Therapiequalitätssicherung. Es funktioniert im Wesentlichen mit der Struktur und den Regeln des bekannten Consultation Teams und ist leicht umzusetzen. Ziel eines Teamleader Consultation Teams ist es, den Erfahrungsaustausch, Vernetzung, Reflexion und Peer Support zwischen Teamleader*innen von verschiedenen DBT-Teams zu unterstützen. Es ist sehr hilfreich, um Innovationen, Team-Angelegenheiten, Arbeitsmaterialien, Strukturen, Führungsthemen etc. zu besprechen. Dieser überregionale Kontakt ist online einfach umzusetzen und eine hilfreiche Ergänzung, die wir sehr zu schätzen gelernt haben. Üblicherweise findet es alle zwei Monate online statt und dauert eineinhalb Stunden. In diesem Vortrag möchten wir Konzept und Erfahrungen mit unserem Temleader*innen Consultation Team vorstellen und zur Umsetzung anregen.
13:45 bis 14:45 Uhr

Vortrag:

  • Prof. Dr. Dagmar Kiesel:
    Groll, Hader, Vergebung? Zum Umgang mit Trauma und traumatischer Invalidierung
    Borderline-Betroffene, die in Kindheit und Jugend interpersonelle Traumata oder traumatische Invalidierungen erlebt haben, reagieren häufig mit Groll gegenüber Tätern und Täterinnen bzw. Bezugspersonen. Sie hadern mit ihren Erfahrungen, Entbehrungen und Sehnsüchten und fühlen sich an ihre Vergangenheit gekettet. Der Kurzvortrag gibt – mit Bezug auf reale Fallbeispiele und philosophische Überlegungen – Impulse zu den Fragen, ob (1) das Loslassen von unerfüllbaren, weil auf Vergangenes bezogenen Wünschen notwendigerweise mit Vergebung einhergehen muss, (2) unter welchen Voraussetzungen Vergebung zur Genesung beitragen kann, und (3) wann die therapeutische Empfehlung von Vergebung als Invalidierung der Betroffenen empfunden wird.

Vortrag:

  • Prof. Dr. Martin Bohus:
    Radikale Akzeptanz in der Trauma-Therapie: Den Teufel bei den Hörnern packen und mittendurch
    tba.
Anschließend 30 Minuten Diskussion (Moderation: Dr. Jan Glasenapp)
14:45 bis 15:15 Uhr
Pause
15:15 bis ca. 18:15 Uhr

Workshops:

  • Dr. med. Markus Reicherzer:
    ABGESAGT: Bitte kontaktieren Sie den DDBT e.V. bezüglich Umbuchung - Therapeutisches Training zur Reaktivierung und Erleichterung Emotionaler Prozeduren (TREEP) (Präsenz: ausgebucht)
    Die Depression ist in aller Munde, depressive Störungen dominieren die ambulante wie auch die stationäre Versorgungslandschaft. Etwa 70 % der psychosomatischen Klientel kommen mit der Diagnose zur stationären Aufnahme und landen meist – im Gegensatz zu den Borderline-Patienten – in keinem störungsspezifischen Setting. Des Weiteren kommen hinter der „Maske“ einer depressiven Störung oft andere Themenfelder zum Vorschein. Nicht selten finden sich im klinischen Kontext dann dysfunktionale Persönlichkeitsstile, die in der Behandlung berücksichtigt werden müssen.

    Ich stelle ein Modell zur Ätiologie und Genese sowie ein Manual zur Psychotherapie depressiver Störungen vor. 2008 erfolgte eine erste Pilotstudie mit sehr guten Ergebnissen. In einer 2. Studie (2014-2018) bestätigten sich die Daten und diese weisen darauf hin, dass mit DBT-basierten Strukturen und Methoden auch im depressiven Feld viel Land gewonnen werden kann. Im Workshop erfolgt eine Einführung in TREEP. Die aus der Standard-DBT bekannten Module einer stationären Behandlung wie Basisgruppe, Skillstraining und Bezugsgruppe werden insbesondere bezüglich ihrer Modifikationen für depressive Störungen vorgestellt und diskutiert. 
  • Markus Heller und Christina Terán:
    Körper- und suchtspezifische Skills (Präsenz: ausgebucht, Online: ausgebucht)
    Insbesondere Patient*innen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung und komorbider Substanzgebrauchsstörung benötigen Skills zur Regulation von Gefühlen und Suchtdruck. Unter Berücksichtigung des DBT-S-Manuals stellen wir den theoretischen Hintergrund der körper- und suchtspezifischen Skills dar und probieren die Skills gemeinsam im Workshop aus. Den Körper wieder positiv wahrzunehmen und Frühwarnzeichen zu erkennen soll in praktischen Übungen vermittelt werden. Einige der Körperskills eignen sich ebenfalls als Stresstoleranz-Skills und werden so auch im Rahmen der tagesklinischen Behandlung DBT-S vermittelt. Wir wollen gemeinsam üben und darüber in den Austausch gehen, wie dies in unterschiedlichen Settings umgesetzt werden kann.
  • Dipl.-Psych. Hans Gunia, Dr. Sara Franz und Prof. Dr. Michael Franz:
    Borderline-Patienten in der Akutpsychiatrie – wie soll man sie versorgen? Ein dreigliedriger Behandlungspfad mit einem (zertifizierten) DBT-Programm (Präsenz: ausgebucht, Online: ausgebucht)
    Aufgrund häufiger Krisen mit Selbstverletzungen, Suizidversuchen, Hochrisikoverhalten sowie multipler Komorbidität finden sich viele Patienten mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) in stationärer, psychiatrischer Behandlung. Unspezifische Therapieangebote auf allgemeinpsychiatrischen Stationen verstärken dysfunktionale Verhaltensmuster und Grundannahmen bei BPS und können die Anzahl der Wiederaufnahmen erhöhen. Die S3-Leitlinie empfiehlt die Dialektische Behaviorale Therapie (DBT) als Therapie der Wahl für BPS. Für eine DBT-Therapie sollten Patienten ein Commitment für die Behandlung, Non-Suizid-Vertrag und hinreichendes Durchhaltevermögen aufweisen. Bei schwer kranken Borderline-Patienten in der Akutpsychiatrie fehlen diese Voraussetzungen jedoch meist. So kommt es zu rezidivierenden und oftmals hochfrequenten Inanspruchnahmen von Notaufnahmen, allgemeinpsychiatrischen und anderen Stationen wegen der og. Krisen oder Komorbidität, ohne den Weg in eine effektive, ambulante DBT gefunden zu haben. Zur Behebung des aufgezeigten strukturellen Mangels wurde das multiprofessionelle Behandlungssetting einer DBT-(re)zertifizierten Spezialstation um Module ergänzt, die eine Anwendung des DBT-Programms auch bei akuten bzw. schwer gestörten Patienten möglich machen. Im Workshop wird dieses Behandlungskonzept von geschulten Mitarbeitern (Arzt, Psychologe, Supervisor,) theoretisch und praktisch vorgestellt. Es umfasst 1) das DBT-Programm, 2) eine Krisen-Intervention auf DBT-Basis für akut bzw. notfallmäßig aufgenommene Borderline-Patienten sowie 3) eine akutpsychiatrisch-diagnostisch-stabilisierende Regelbehandlung mit modifizierten DBT-Elementen. Neben den Standard-Bausteinen der DBT werden der Umgang mit BPS-Akutpatienten ohne Commitment, ‚Dos und Don’ts‘ bei BPS-Krisen, Selbstschädigungen, Suizidalität und anderen dysfunktionalen Verhaltensmustern demonstriert und anhand von Mini-Vignetten geübt. Anhand von Kasuistiken werden Behandlungen einer Borderline-Patientin mit stationärer DBT und einer schwerkranken komorbiden, zunächst nicht-DBT-fähigen Patientin dargestellt. Dabei wird veranschaulicht, wie selbst bei schwer gestörten, komorbiden Borderlinepatienten im og. Setting eine DBT-Behandlung mit guten Behandlungsergebnissen möglich wird. 
  • Maik Voelzke-Neuhaus:
    Kintsugi – wenn Bruchstellen im Leben stark machen (Präsenz: 6 freie Plätze)
    Kintsugi ist ursprünglich eine alte japanische Technik, um zerbrochenes Porzellan zu reparieren. Hierbei werden die Bruchstellen nicht versteckt, sondern vergoldet und somit besonders hervorgehoben. Im Workshop werden die Tradition des Kintsugi vorgestellt und die Einsatzmöglichkeiten. Begleitend zur Vorstellung der einzelnen Gruppenphasen wird ein Werkstück erstellt, sodass die Teilnehmer die Gelegenheit haben, eigene Erfahrungen zu sammeln und in der Gruppe zu reflektieren.
  • Julia Schmelz und Dipl.-Psych. Simin Paulus:
    Emotionsarbeit in der Skillsgruppe: Die Übung Multiple Emotionen
    Wichtig: Die Hybrid-Teilnehmer könnten nur passiv teilnehmen, d.h. beim Rollenspiel zuschauen. In die Diskussionsrunde könnten sie wieder eingebunden werden.
    (Präsenz: ausgebucht, Online: ausgebucht)
    Im Workshop soll eine Übung zum Einsatz in der Skillsgruppe als lebendige Art der Emotionsvermittlung basierend auf den alten und neuen Skills-Prinzipien vorgestellt und geübt werden. Bis zu 10 Teilnehmer des Workshops nehmen dabei die Rollen der Skillsgruppen-Teilnehmer:innen ein. 

    In den wenigsten Situationen ist nur eine Emotion aktiv, meistens hat man mehrere Emotionen gleichzeitig. Borderline-Patient:innen haben sehr lang anhaltende Emotionen, weshalb sie mehr Mischsysteme aufbauen. Die sich zum Teil widersprechenden Handlungsimpulse der einzelnen Emotionen können zu hoher Anspannung führen. Im Workshop wird die Umsetzung der Übung Multiple Emotionen anhand einer konkreten Situation geübt. Die in der Situation aktiven Emotionen werden identifiziert und an die einzelnen Skillsgruppen-Teilnehmer:innen verteilt, die im Verlauf der nachgestellten Skillsgruppe für die jeweilige Emotion sprechen. Ziel der Übung ist, die an der Situation beteiligten Gefühle zu identifizieren und mehr über die einzelnen Gefühle zu erfahren sowie zu lernen, dass jede Emotion valide ist. Alle Emotionen sind willkommen. Alle Emotionen dürfen da sein. Nicht alle Handlungsimpulse will ich ausleben. Mitgefühl für mich und andere trainieren.

    Voraussetzung für die Teilnahme am Workshop: Erfahrung in der Leitung von Skillsgruppen, Kenntnisse zum Emotionsmodul und Bereitschaft, an Rollenspielen teilzunehmen. 
  • M. Sc. Psychologie Tamar Neubauer:
    DBT-PTBS – Wise Mind Exposition und Bearbeitung von traumatischer Invalidierung (Präsenz: 10 freie Plätze, Online: 4 freie Plätze)
    Wenn wir uns die Frage stellen, was Trauma ist und was ein belastendes Ereignis zu einem Trauma macht, wird sehr schnell klar, dass es sehr häufig um die Handlungen und Reaktionen der Menschen geht, die an dem Trauma direkt oder indirekt beteiligt waren. Wenn man über den sexuellen Missbrauch spricht, steht häufig der Missbrauch an sich im Fokus, es wird jedoch häufig außer Acht gelassen, wie wichtig die Reaktion von Eltern oder nahestehenden Bezugspersonen war. 
     In diesem Workshop möchte ich, neben dem Konzept der DBT-PTBS, den Fokus auf die Bearbeitung von traumatischen Invalidierungserfahrungen im Zusammenhang mit sexuellem bzw. körperlichen Missbrauch legen. Wir werden verschiedene Expositionstechniken durchgehen und besprechen, wie man mit der Trauer in Bezug auf die verpasste Kindheit umgeht.
  • Dr. Charlotte Auer:
    „Traumatrigger“ (Skills-)Gruppe (Präsenz: ausgebucht)
    Viele PatientInnen wollen am Anfang nicht in die Skillsgruppe und vielen PatientInnen fällt es schwer, sich auf bestimmte Übungen in der Gruppe einzulassen.
    In diesem Workshop schauen wir uns das Gruppenerleben von PatientInnen unter dem Gesichtspunkt der erlebten traumatischen Invalidierung und dem damit einhergehenden Gefühl exisitenzieller Scham an. Es wird kurz auf die theoretischen Hintergründe, Störungs- und Emotionsmodelle eingegangen sowie auf die Skillsgruppe (und eigentlich jede Gruppe) als „ideale Emotionsexposition“. Dann fokussieren wir uns auf therapeutische Fertigkeiten im Umgang mit diesen Schwierigkeiten der PatientInnen ohne sie zu „retraumatisieren“, aber auch ohne sie „vermeiden“ zu lassen. Es wird außerdem auf die Besonderheiten von Achtsamkeit und Trauma im Gruppensetting eingegangen und eine entsprechende Haltung sowie Techniken werden vermittelt.
    Zuletzt werden wir die Fertigkeiten im Gruppenrollenspiel üben.
  • Dipl.-Psych. Carla Palafox:
    DBT zwischen Tür und Angel (Präsenz: ausgebucht, Online: ausgebucht)
    „Besprechen Sie das in der Einzeltherapie." Schön und gut, aber in vielen Fällen ist es nicht möglich, die Patient:in "einfach so" auf einen späteren Zeitpunkt zu verlegen. Wie kann ich mit einer Situation umgehen, wenn ich jetzt dafür gar keine Zeit habe? Wie könnten Kontakte zwischen Tür und Angel ablaufen, damit sie kurz und trotzdem hilfreich für Patient:in und Personal sind?

    Anhand von Beispielsituationen aus dem Alltag mit Borderline-Patient:innen wollen wir den Umgang mit zeitlich eingeschränkten Situationen üben. Dieser Workshop ist für alle Berufsgruppen gedacht.
  • Dr. Miriam Biermann und Dipl.-Psych. Sven Cornelisse:
    Traumatische Invalidierung in der Adoleszenz (Präsenz: 9 freie Plätze, Online: ausgebucht)
    Das bio-soziale Modell der Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Störungen wird in der DBT-Behandlung in der Phase Commitment und Motivation gemeinsam mit Patient*innen erarbeitet. Um zu verstehen, inwiefern neurobiologische Besonderheiten und Umwelterfahrungen in einer sensiblen Wechselwirkung wirken, lernen Betroffene einer psychischen Störung mit dem Kernmerkmal der affektiven Dysregulation anhand von biografischen Erfahrungen eine solche Wechselwirkung zu reflektieren. Hierfür ist der Begriff „Traumatische Invalidierung“ zentral. Bei adoleszenten Patient*innen werden auch Angehörige über das bio-soziale Modell aufgeklärt und Beispiele der traumatischen Invalidierung diskutiert. Ziel ist es dabei, Wissen zu vermitteln, Verständnis und Akzeptanz ggü. der Psychopathologie zu entwickeln und eine Reduktion zwischenmenschlicher Konflikte mit dem primären sozialen Umfeld zu erreichen.

    Biografische Erfahrungen beinhalten jedoch häufig konkrete Situationen mit dem primären sozialen Umfeld, die bei der Behandlung berücksichtigt werden, und die praktische Erfahrung zeigt, dass Schuldfragen sowohl auf der Seite der Patient*innen als auch auf der Seite der Angehörigen entstehen können. Dadurch steigt das Risiko zusätzlicher Belastung als Nebenwirkung der Behandlung sowie insgesamt eine Zunahme zwischenmenschlicher Konflikte.

    In diesem Workshop werden praktische Erfahrungen zur Vermittlung des Modells der Traumatischen Invalidierung reflektiert und Lösungsmöglichkeiten vorgestellt. Gemeinsam wird erarbeitet, wie man mit Angehörigen ein Erklärungsmodell der Erkrankung erarbeiten kann, ohne in die „Schuldfalle“ zu tappen und mit fortbestehender Invalidierung in der Familie umgehen kann. 
  • PD Dr. Christian Stiglmayr:
    Die Praxis des achtsamen Selbstmitgefühls in der DBT (Präsenz: 2 freie Plätze, Online: ausgebucht)
    Die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) wurde von Prof. Marsha Linehan zur ambulanten Therapie von Borderline-Patienten entwickelt. Im Zentrum der Therapie steht die Erarbeitung eines funktionalen Umgangs mit den eigenen Emotionen, mit dem übergeordneten Ziel, sich so anzunehmen, wie man ist. Zu Beginn der Therapie steht die Reduktion von dysfunktionalen Verhaltensmustern zur Emotionsregulation, wie z. B. suizidales oder selbstverletzendes Verhalten, im Fokus der verhaltenstherapeutischen Arbeit. Daran anschließend werden die nunmehr zugelassenen Emotionen bearbeitet. Um einen funktionalen Umgang mit schmerzhaften Emotionen zu ermöglichen, hat in den letzten Jahren zunehmend die Praxis des achtsamen Selbstmitgefühls Eingang in die DBT gefunden. Die Wirksamkeit dieses Vorgehens konnte in mehreren kontrollierten und randomisierten Studien nachgewiesen werden. Mittlerweile findet die DBT bei zahlreichen weiteren Störungen mit einer Emotionsregulationsstörung Anwendung.
    In dem Workshop werden Übungen zur Vermittlung und Einübung von Selbstmitgefühl vermittelt. Auf Hindernisse und Hürden bei der Vermittlung wird eingegangen. 
ab 19:30 Uhr
Netzwerkfest
(optional, Anmeldung erforderlich, in Teilnahmegebühr inklusive)

Veranstaltungstag Samstag, 21. September 2024

09:00 bis 10:30 Uhr

Workshops:

  • Dipl.-Psych. Hans Gunia:
    Tango Argentino und Achtsamkeit (Präsenz: 10 freie Plätze)
    Der Tango Argentino ist eine wahre Fundgrube für Achtsamkeitsübungen. Wir können Tangoachtsamkeitsübungen in Skillsgruppen einsetzen, als Übung in Ausbildungsworkshops, in Paartherapien zum Aufbau von Achtsamkeit auf die Beziehung, in der Einzeltherapie zur achtsamen Wahrnehmung des Körpers, etwa in der Arbeit mit essgestörten oder traumatisierten Patienten. Wir können sogar ganze Achtsamkeitsworkshops mit Tango Argentino anbieten. In unserem Workshop wollen wir durch einfache Übungen in die Thematik einführen und die Teilnehmer anleiten, Tango-Achtsamkeitsübungen in ihre Arbeit zu integrieren.
  • Maik Voelzke-Neuhaus und Irina Simonet:
    Förderung des Umgangs mit Emotionen in der Musiktherapie (Präsenz: 11 freie Plätze, Online: ausgebucht)
    Inhalte der DBT, vor allem das Skillstrainings, weisen viele Überscheidungen zur gängigen Musiktherapie-Praxis auf. Zurzeit fehlt es noch an konkreten Studien zu Musiktherapie im DBT-Setting. Allerdings zeigen Studienergebnisse zu Musiktherapie bei Borderline-Patient*innen besonders gute Ergebnisse in Bezug auf die Wahrnehmung, den Ausdruck und die Regulation von Emotionen sowie der Verbesserung des Selbstwerts und der Verbesserung zwischenmenschlicher Kompetenzen. Diese besondere Stärke der Musiktherapie kann im DBT-Setting eingesetzt werden und so DBT-Inhalte verarbeiten und vertiefen. Dieser Workshop soll musiktherapeutische Förderung im Bereich Umgang mit Emotionen fokussieren. 

    In der Musiktherapie steht die emotionsfokussierte Arbeit zentral, da sich sowohl beim Spielen als auch beim Hören von Musik eine emotionsinduzierende, emotionsverstärkende oder emotionsverändernde Wirkung zeigt. In der musiktherapeutischen Arbeit mit Borderline-Patient*innen zeigt sich in Bezug auf Musik häufig eine hohe emotionale Intensität, die wirksame Möglichkeiten zum Ausdruck von Emotionen und zur Affektregulation bietet. Der Umgang mit Musik offenbart aber auch häufig hohe emotionale Vulnerabilität, dysfunktionale Kognitionen und Verhaltensweisen. Hierbei kann Musik eine Möglichkeit darstellen aversiv erlebte Emotionen, deren verbaler Ausdruck teilweise schwerfällt, zu explorieren. Das therapeutische Setting der Musiktherapie und die halt- und strukturgebenden Funktionen von Musik bieten hierbei das Potential diese starken Affekte zu regulieren. So entsteht neben dem Wahrnehmen der Emotionen auch eine Übungsmöglichkeit, um innere Distanzierung von überschießenden Gefühlen zu trainieren. Das Teilen und gemeinsame Ausdrücken aversiv und als überflutet erlebter Emotionen wird hierbei von Patient*innen häufig als Validierung erlebt. 

    Auf der anderen Seite kann Musiktherapie aber auch das Erleben angenehmer Emotionen und ein Gefühl von Zugehörigkeit, Flow, Spaß und Lebensfreude verstärken und musikalische Ressourcen aktivieren. 

    In Bezug auf den Umgang mit Emotionen spielt in der Musiktherapie außerdem der Umgang mit Musik, vor allem der Lieblingsmusik der Patient*innen, eine wichtige Rolle. Lieder und Liedtexte können halt- und motivationsgebend sein und wichtige Orientierungspunkte bieten. Weiterhin können sie als Modell für die Artikulation und Kommunikation von Gefühlen dienen und identitätsstiftend sein. Gleichzeitig können sie aber auch in Bezug auf selbstschädigendes Verhalten die Funktion eines Triggers einnehmen. 

    Innerhalb des Workshops sollen neben inhaltlichen Erläuterungen musiktherapeutische Interventionen zur Förderung des Umgangs mit Emotionen mittels Selbsterfahrung thematisiert werden. 
  • Dipl.-Psych. Johanna Gabriel und Dipl.-Psych. Sigrid Buck-Horstkotte:
    Wenn Eltern durch die Decke gehen: Hilfe (nicht nur) für Eltern mit BPS (Präsenz: ausgebucht, Online: ausgebucht)
    In unserem Workshop wollen wir praktische Anregungen und Übungen zum Einsatz in der DBT bei Eltern kleiner Kinder vorstellen und die Teilnehmer:innen selbst ausprobieren lassen. Die vorgestellten Übungen verstehen wir als Werkzeuge, die einen Beitrag dazu leisten können, Schaden zu vermeiden und Wohlbefinden in der Eltern-Kind-Beziehung zu fördern. Der Schutz des Kindes und die Ressourcen der Eltern stehen dabei immer im Vordergrund.

    Der Ansatz richtet sich nicht nur an Eltern mit BPS, sondern auch an andere Eltern mit Problemen in Impulskontrolle und Emotionsregulation. 
  • Dr. phil. Andreas Schindler und Mag. rer. nat. Nora Surpanu:
    Behandlung der Borderline-Persönlichkeitsstörung in den Strukturen einer integrierten Versorgung – wie geht das? (Präsenz: 4 freie Plätze, Online: ausgebucht)
    Mit dem Hamburger Modell der Integrierten Versorgung – Borderline (IVB) nach § 140 SGB wurde ein DBT-Konzept einer multimodalen Behandlung von Patient:innen mit schwerer Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) entwickelt. Zentrales Element dieses Konzeptes ist ein ambulantes, interdisziplinäres IV- und DBT-Team. Dieses bietet alle DBT-Bausteine an und erweitert diese um die Möglichkeit sozialpädagogischer und psychiatrischer Behandlungen sowie ambulanter und stationärer Kriseninterventionen. Dazu ist es eingebettet in ein Krankenhaus mit regionalem Versorgungsauftrag, das über Akut-, DBT- DBT-A-Station sowie eine Spezialambulanz verfügt. Ein „DBT-Board“ koordiniert settingübergreifend die Behandlung schwer kranker BPS-Patient:innen. Vergütet werden alle ambulanten und stationären Leistungen der Integrierten Versorgung über eine Pro-Kopf-Pauschale. Strukturell ähnelt dieses Konzept der bereits erfolgreich evaluierten IV-Psychose. Inhaltlich ist es aber störungsspezifisch auf BPS-Patient:innen zugeschnitten. 

    Der Workshop stellt das Konzept vor und zeigt, wie die konkrete therapeutische Arbeit in diesen Strukturen funktioniert und wie sich das Konzept auch andernorts umsetzen ließe. Er konzentriert sich dabei vor allem auf die Besonderheiten des Modells: Integration einer Psychiater:in und einer Sozialpädagog:in ins Team, ambulante und stationäre Krisenintervention, Möglichkeit von Hausbesuchen, längerfristige Behandlungskontinuität.

  • Dr. med. Elisabeth Wilking, Aliya Becker, Claudia Malz und Philipp Traut:
    Entwicklungsprozess von der Implementierung der Standard-DBT in einer regional versorgenden psychiatrischen Abteilung am Allgemeinkrankenhaus hin zur universitären psychosomatischen DBT-Station mit dem integrierenden Angebot der Standard- DBT und DBT-PTBS (Präsenz: 5 freie Plätze, Online: ausgebucht)
    Der Workshop gibt einen kurzen Überblick über den Implementierungsprozess der Methodik in der Zusammenarbeit mit den beteiligten Berufsgruppen in der Abteilung bis zur Eröffnung einer DBT-Station. Im Weiteren möchten wir unseren Entwicklungsprozess zu dem integriertem Angebot Standard-DBT /DBT-PTBS vorstellen und unsere Erfahrungen mit anderen teilen, diskutieren und auch Schwierigkeiten benennen. Im nächsten Schritt wollen wir gemeinsam mit den Teilnehmer/innen Ideen und Anregungen zur Best Practice für eine Integrative Behandlungseinheit entwickeln. 
  • Dr. Wolfdieter Scheinecker, MBA und M.Sc. Sophia Schmalbrock:
    Teamleader Consultation Team – Vorstellung, Erfahrungen, Bastelanleitung (Präsenz: ausgebucht, Online: ausgebucht)
    In diesem Workshop möchten wir Konzept und Erfahrungen mit unserem Teamleader Consultation Team vorstellen und zur Umsetzung anregen. Das Consultation Team in der DBT dient der gegenseitigen Unterstützung, der Therapieadhärenz und Therapiequalitätssicherung. Die Besonderheit im Teamleader Consultation Team ist, dass anstatt der Patient*innen die DBT-Teams das zentrale Thema sind. Es funktioniert im Wesentlichen mit der Struktur und den Regeln des bekannten Consultation Teams und ist leicht umzusetzen. Ziel eines Teamleader Consultation Teams ist es, den Erfahrungsaustausch, Vernetzung, Reflexion und Peer Support zwischen Teamleader*innen von verschiedenen DBT-Teams zu unterstützen. 

    Es ist sehr hilfreich, um Innovationen, Teamangelegenheiten, Arbeitsmaterialien, Strukturen, Führungsthemen etc. zu besprechen. Dieser überregionale Kontakt ist online einfach umzusetzen und eine hilfreiche Ergänzung, die wir sehr zu schätzen gelernt haben. Üblicherweise findet es alle zwei Monate online statt und dauert eineinhalb Stunden. 

    Im ersten Teil des Workshops werden wir die Prinzipien und Erfahrungen darstellen, im zweiten Teil basteln wir uns ein Teamleader Consultation Team.
  • Dr. Silja Knolle-Veentjer:
    Raus aus der Borderline-Störung – rein ins "normale" Leben: Wie gelingt nachhaltige Veränderung? (Präsenz: ausgebucht, Online: ausgebucht)
    Leni Wieschen ist ehemalige Betroffene und arbeitet heute erfolgreich als Pädagogin mit Borderline-PatientInnen. Zusammen mit Silja Knolle-Veentjer (DBT-Therapeutin und -Trainerin) widmet sie sich in diesem Workshop den Fragen, was das endgültige Loslassen von Problemverhalten oft so schwer macht und wie es dennoch gelingen kann, welche Bedingungen für den Weg raus aus der BPS und rein ins "normale Leben" wichtig sind und wie eine gute Kooperation zwischen PatientIn und TherapeutIn diesbezüglich aussehen kann. Basierend auf den Erfahrungen von Leni Wieschen soll dieser Workshop Impulse geben und einen Raum für Reflexion und Diskussion aufmachen. 
  • Julia Schmelz:
    Wise mind in sozial kooperativem Verhalten (Präsenz: ausgebucht, Online: ausgebucht)
    Das Modul der zwischenmenschlichen Fertigkeiten stellt Betroffene immer wieder vor große Herausforderungen. Was sind Stolpersteine im Umgang mit Anderen, wie möchten wir sein und wie wollen wir uns gerne verhalten? Der Workshop soll sich mithilfe eines personalisierten Wise mind und der Verbindung zu Skills aus den zwischenmenschlichen Fertigkeiten diesen Fragen zuwenden.

    Die bisher bekannten Skills zu den zwischenmenschlichen Fertigkeiten haben wir um adaptierte Situationsanalysen erweitert, um vor allem in DBT-Skillsgruppen erlebnisorientierter miteinander arbeiten zu können.

    Die Online-Teilnehmer werden gebeten, ihre Webcam die ganze Zeit über eingeschaltet zu lassen, da wir viele Rollenspiele und Übungen machen.
  • Thorsten Welke:
    Körpertherapie in der DBT (Präsenz: ausgebucht)
    Traumatisierende Invalidierung resultiert oftmals in starker Verunsicherung, Misstrauen, Angst und Scham. Anspannungszustände, Dissoziation und Vermeidung verhindern, neue Erfahrungen zu machen. 

    Die Körpertherapie in der DBT bietet Patient*innen durch klare, verlässliche Strukturen, eine wohlwollende Haltung und wirkungsvolle Skills konkrete Schritte auf einem neuen Weg hin zur Veränderung zu machen. 
    Der Workshop bietet an, in Selbsterfahrung Einzel-, Gruppen- und Partnerübungen zu erleben und den Umgang mit dysfunktionalem Verhalten kennen zu lernen. 
  • Elke Max:
    Arbeit mit Angehörigen von emotional instabilen Menschen (Präsenz: 3 freie Plätze, Online: ausgebucht)
    Basierend auf epidemiologischen Studien sind in Deutschland jedes Jahr ca. 27,8 % der erwachsenen Bevölkerung von einer psychischen Erkrankung betroffen [2]. Dies entspricht ca. 17,8 Millionen Menschen (DGPPN Nov. 2023). Wir dürfen davon ausgehen, dass Gott sei Dank zu vielen dieser Betroffenen Angehörige „gehören“.  Wenn man davon ausgeht, dass das Versorgungsnetz für psychisch Kranke schon knapp ist, dann kann man erst recht konstatieren, dass es für die Unterstützung der Unterstützer VIEL ZU WENIGE Ressourcen gibt. Wir wissen, dass es besser wäre, Familien mit Kindern mit herausforderndem Verhalten möglichst frühzeitig unterstützen zu können, um ungestörtere Entwicklungen zu bahnen. Wir wissen, dass die frühzeitige Unterstützung von Familien mit Jugendlichen, die ein BPS-Bild zeigen, psychiatrische „Karrieren“ abzubiegen oder zu verkürzen hilft. Können wir mit UNSEREN KNAPPEN RESSOURCEN pfleglicher umgehen, wenn wir uns auch um die Familien mit kleineren Kindern und jungen Erwachsenen und die Partner von Betroffenen kümmern? Ideen und Wege sollen ausgetauscht und entworfen werden.
10:30 bis 11:00 Uhr
Pause
11:00 bis 12:00 Uhr
Forschungssymposium:

Vortrag:

  • Univ.-Prof. Dr. Georgios Paslakis:
    Essstörungspathologie bei Patient:innen mit Borderline-Erkrankung
    Essstörungen sind eine häufige Komorbidität bei Patient:innen mit emotional-instabiler Persönlichkeitsstörung (BPS) und ein Großteil der Patient:innen zeigt sub-klinische Essstörungssymptome. Sowohl Essstörungen als auch die BPS sind mit ähnlichen kognitiven Verzerrungen assoziiert (z. B. „Thought-Shape Fusion“, TSF, und “Thought-Abandonment Fusion”, TAbF). Die mit einer BPS einhergehende erhöhte Reagibilität auf interpersonelle Reize und die Labilität der Stimmung führen zudem zu stark aversiven Gefühlen, z. B. Scham und Selbstekel; beides ist auch bei Patient:innen mit Essstörungen zu finden. Bisher liegen wenige Untersuchungen zu (sub-klinischen) Essstörungspathologien bei BPS vor. Daher ist Ziel unserer Studie, sowohl die Erfassung von (sub-)klinischen Essstörungspathologien bei Patient:innen mit BPS als auch die Analyse der Einflüsse vermuteter Moderatorvariablen (TSF, TAbF, Scham, Selbstekel, Copingstrategien, Persönlichkeitsmerkmale, Trauma) auf die Essstörungspathologie zu Therapiebeginn und im Behandlungsverlauf nach Teilnahme am DBT-Programm.

Vortrag:

  • Dr. phil. Andreas Schindler und Mag. rer. nat. Nora Surpanu:
    Effizienz der integrierten Versorgung Borderline (IVB) im Vergleich zu Treatment-as-usual: eine randomisiert-kontrollierte Studie
    Einleitung Mit dem Hamburger Modell der Integrierten Versorgung – Borderline (IV-B) nach § 140 SGB wurde ein DBT-Konzept einer multimodalen Behandlung von Patient:innen mit schwerer Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) entwickelt. Zentrales Element dieses Konzeptes ist ein ambulantes, interdisziplinäres IV-Team. Dieses ist eingebettet in ein Krankenhaus mit regionalem Versorgungsauftrag, das über Akut-, DBT- DBT-A-Station sowie eine Spezialambulanz verfügt. Ein „DBT-Board“ koordiniert settingübergreifend die Behandlung schwerer BPS-Patient:innen. Vergütet werden alle ambulanten und stationären Leistungen der Integrierten Versorgung über eine pro-Kopf-Pauschale. Strukturell ähnelt dieses Konzept der bereits erfolgreich evaluierten IV-Psychose. Inhaltlich ist es aber störungsspezifisch auf BPS-Patient:innen zugeschnitten. Methode Die Studie vergleicht den Ein-Jahres-Verlauf der IVB-Patient:innen mit einer randomisierten Kontrollgruppe (TAU) anhand von Psychopathologie, Funktionsniveau und klinischer Inanspruchnahme sowie deren Kosten. Über das RECOVER-Projekt (Lambert et al., 2023) wurden insgesamt 891 Personen rekrutiert. Von diesen hatten 146 eine BPS als Hauptdiagnose. Von diesen erfüllten 100 die Kriterien einer schweren psychischen Erkrankung und wurden in die IVB (n=50) bzw TAU (n=50) randomisiert. Die Unterschiede zwischen den beiden Gruppen wurden anhand einer ITT-Analyse mit ANCOVA und Regressionsmodellen berechnet. Die Behandlungskosten wurden mithilfe eines generalisierten linearen Modells mit Poissson Verteilung und log-link-Funktion analysiert. Die Daten wurden bei Aufnahme und 12 Monate später erhoben. Ergebnisse Die Patient:innen bilden eine schwer kranke, junge, überwiegend weibliche, psychisch und somatisch multimorbide Stichprobe mit niedrigem Funktionsniveau, hoher Autodestruktivität und langen stationären Liegezeiten. Die Verlaufsdaten zeigen in beiden Gruppen eine signifikante Reduktion der psychiatrischen Symptomatik und eine moderate Verbesserung des Funktionsniveaus. Die IVB-Behandlung führte im Vergleich zu TAU zu einer signifikant stärkeren Reduktion stationär-psychiatrischer Krankenhaustage (adj. -44.94 vs. -28.32: -16.62, p=.016) und zu niedrigeren jährlichen Gesamtkosten (5,546€ vs. 10,726€, -48%, p=.011). Diskussion Bezüglich der Symptomreduktion und der Verbesserung des Funktionsniveaus war die IV-B ebenso effektiv wie TAU. Sie reduzierte dabei die psychiatrischen Krankenhaustage und deren Kosten signifikant stärker als die Standardbehandlung. Das IV-B-Modell scheint also strukturell in der Lage zu sein, schwer kranke BPS-Patient:innen weitestgehend ambulant erfolgreich zu behandeln. Es bietet daher eine kosteneffiziente Alternative zu den in Deutschland traditionell überwiegend stationären Behandlungsangeboten. Es setzt damit die Forderung der Leitlinien nach Integrierter Versorgung um und könnte dazu beitragen, die Fragmentierung der Behandlungsangebote für BPS-Patient:innen zu überwinden.

Vortrag:

  • Dr. Ruben Vonderlin:
    DBT über Distanz: Wirksamkeit, Akzeptanz und Sicherheit der DBT im Online-Format
    Das Potenzial von Online-Psychotherapie gewinnt zunehmend an Aufmerksamkeit. Es bestehen jedoch Bedenken hinsichtlich ihrer Wirksamkeit und Sicherheit bei Patient:innen mit ausgeprägter emotionaler und verhaltensbezogener Dysregulation. In diesem Vortrag werden die Ergebnisse einer Studie zur Akzeptanz, Durchführbarkeit und Sicherheit von online durchgeführter DBT bei Borderline-Patienten vorgestellt. Im Rahmen einer Pilotstudie für eine größere multizentrische randomisiert-kontrollierte Studie erhielten 39 Patienten ein Jahr lang ambulante Online-DBT an drei Standorten in Deutschland und Kanada. Zur Bewertung der Wirksamkeit wurden Prä-Post-Effektstärken von Borderline-Symptomen (BSL-23) und Abbruchraten analysiert. Die Sicherheit wurde anhand der Anzahl von Suizidversuchen und selbstverletzendem Verhalten (DSHI) untersucht. Darüber hinaus wurden die Akzeptanz und Durchführbarkeit (AIM), die Zufriedenheit mit der Behandlung (CSQ-8) und die Nutzbarkeit des Online-Formats (UTAUT) aus Sicht der Therapeut:innen und Patient:innen analysiert. Die Analysen zeigten signifikante und große Prä-Post-Effektstärken für die BSL-23 (d = 1,13 in der ITT-, d = 1,44 in der ATP-Stichprobe, p < .001). Allerdings wurde eine unerwartet hohe Abbrecherquote von 37 % beobachtet. Es wurde ein Suizidversuch mit geringer Letalität verzeichnet. Selbstverletzendes Verhalten zeigte eine signifikante Reduktion von 80 % auf 28 % der Patient:innen, die in den letzten 10 Wochen mindestens ein selbstverletzendes Verhalten zeigten (d = 1,20). Die Werte für Akzeptanz, Durchführbarkeit und Zufriedenheit waren hoch. Online-DBT für BPD scheint durchführbar und gut akzeptiert zu sein. Die Sicherheit scheint vergleichbar mit der von in Präsenz durchgeführten Therapien zu sein. Allerdings scheint die Abbrecherquote höher zu sein. Künftige Forschung sollte die Wirksamkeit der Online-DBT im Rahmen randomisierter, kontrollierter Studien mit DBT im Präsenz-Format vergleichen. Insgesamt bietet die online durchgeführte DBT das Potenzial, als eine wirksame Alternative den Zugang zur Behandlung zu erleichtern und Barrieren zu überwinden.
12:00 bis 12:45 Uhr

Vortrag:

  • Prof. Dr. med. Michael Kaess:
    Mobbing im Jugendalter – Formen, Folgen und Prävention
    Mobbing ist ein häufig verbreitetes und bis heute oft in seiner Bedeutung unterschätztes Phänomen unter jungen Menschen. Nach einer Einführung in das Thema Mobbing wird ein Fokus des Vortrages auf die unterschiedlichen Formen des Mobbings sowie auf deren Konsequenzen im Hinblick auf die psychische Gesundheit von Jugendlichen liegen. Insbesondere die Themen Selbstverletzung, Suizidalität und Entwicklung von Persönlichkeitsstörungen werden im Detail in den Fokus genommen. Im zweiten Teil des Vortrages wird auf Prinzipien und Möglichkeiten der Mobbingprävention eingegangen und es werden empirische Ergebnisse aus der Forschung zur Mobbingprävention vorgestellt.
12:45 bis 13:00 Uhr
Verleihung Innovationspreis
13:00 bis 13:15 Uhr
Danksagung und Verabschiedung
ab 13:15 Uhr
Mittagessen (optional, Anmeldung über das Anmeldeportal erforderlich, in Teilnahmegebühr inklusive)