Inhalte der DBT, vor allem das Skillstrainings, weisen viele Überscheidungen zur gängigen Musiktherapie-Praxis auf. Zurzeit fehlt es noch an konkreten Studien zu Musiktherapie im DBT-Setting. Allerdings zeigen Studienergebnisse zu Musiktherapie bei Borderline-Patient*innen besonders gute Ergebnisse in Bezug auf die Wahrnehmung, den Ausdruck und die Regulation von Emotionen sowie der Verbesserung des Selbstwerts und der Verbesserung zwischenmenschlicher Kompetenzen. Diese besondere Stärke der Musiktherapie kann im DBT-Setting eingesetzt werden und so DBT-Inhalte verarbeiten und vertiefen. Dieser Workshop soll musiktherapeutische Förderung im Bereich Umgang mit Emotionen fokussieren.
In der Musiktherapie steht die emotionsfokussierte Arbeit zentral, da sich sowohl beim Spielen als auch beim Hören von Musik eine emotionsinduzierende, emotionsverstärkende oder emotionsverändernde Wirkung zeigt. In der musiktherapeutischen Arbeit mit Borderline-Patient*innen zeigt sich in Bezug auf Musik häufig eine hohe emotionale Intensität, die wirksame Möglichkeiten zum Ausdruck von Emotionen und zur Affektregulation bietet. Der Umgang mit Musik offenbart aber auch häufig hohe emotionale Vulnerabilität, dysfunktionale Kognitionen und Verhaltensweisen. Hierbei kann Musik eine Möglichkeit darstellen aversiv erlebte Emotionen, deren verbaler Ausdruck teilweise schwerfällt, zu explorieren. Das therapeutische Setting der Musiktherapie und die halt- und strukturgebenden Funktionen von Musik bieten hierbei das Potential diese starken Affekte zu regulieren. So entsteht neben dem Wahrnehmen der Emotionen auch eine Übungsmöglichkeit, um innere Distanzierung von überschießenden Gefühlen zu trainieren. Das Teilen und gemeinsame Ausdrücken aversiv und als überflutet erlebter Emotionen wird hierbei von Patient*innen häufig als Validierung erlebt.
Auf der anderen Seite kann Musiktherapie aber auch das Erleben angenehmer Emotionen und ein Gefühl von Zugehörigkeit, Flow, Spaß und Lebensfreude verstärken und musikalische Ressourcen aktivieren.
In Bezug auf den Umgang mit Emotionen spielt in der Musiktherapie außerdem der Umgang mit Musik, vor allem der Lieblingsmusik der Patient*innen, eine wichtige Rolle. Lieder und Liedtexte können halt- und motivationsgebend sein und wichtige Orientierungspunkte bieten. Weiterhin können sie als Modell für die Artikulation und Kommunikation von Gefühlen dienen und identitätsstiftend sein. Gleichzeitig können sie aber auch in Bezug auf selbstschädigendes Verhalten die Funktion eines Triggers einnehmen.
Innerhalb des Workshops sollen neben inhaltlichen Erläuterungen musiktherapeutische Interventionen zur Förderung des Umgangs mit Emotionen mittels Selbsterfahrung thematisiert werden.